Gesellige Orcas, beneidenswerte Seelöwen und ein schüchterner Buckelwal


Hallo ihr Lieben 😊

Im heutigen Blogeintrag möchte ich euch gerne von meiner Whale Watching Tour berichten. Diese stand auf meiner Bucketlist für Kanada ganz oben – nun habe ich mir auch diesen kleinen Traum erfüllt!

Wie ist es dazu gekommen?
Vor zehn Tagen habe ich das letzte der drei Hostels in Vancouver bezogen, die ich mir leisten kann – das Samesun Hostel in der Granville Street. Dieses Hostel ist das teuerste und bisher beste von allen gewesen: Frühstück inklusive, große Gemeinschaftsküche mit Balkon, Bar im Erdgeschoss (allerdings nicht so laut wie die des Cambie Hostels 😉) und jeden Tag freie Aktivitäten. Außerdem habe ich beim Einchecken gesehen, dass das Hostel dabei hilft, sich für eine Whale Watching Tour anzumelden. Ich habe mich direkt beim Einchecken danach erkundigt und die liebe Conny, Mitarbeiterin des Hostels und Deutsche, hat mir alle Informationen gegeben, die ich brauchte. So früh wie möglich buchen, Dauer drei bis sechs Stunden und es gibt mit der ISIC sogar einen kleinen Rabatt. Total cool! 😍 Als erstes habe ich mich also auf der Arbeit erkundigt, wann mein nächster freier Tag sein wird – da der Schreck! Ich hatte diese Woche nur einen freien Tag und ansonsten nur Morgenschichte! Das freie Frühstück konnte ich also schon einmal vergessen…Aber der freie Tag fiel auf einen Freitag, was ich irgendwie als perfekt für das Whale Watching empfand…ich habe meine Chefin gebeten, diesen freien Tag auch wirklich zu blockieren und sie war so lieb, mir zu versichern, dass ich nicht angerufen werden würde, falls es doch knapp an Mitarbeitenden werden sollte. Zurück im Hostel habe ich mich direkt für das Whale Watching angemeldet und dank der ISIC tatsächlich nur 110 Dollar bezahlt. Das sind umgerechnet um die 70 Euro, was ich als überaus angemessen für die Erfüllung eines so großen Traumes empfand. Schon als Kind war eines meiner Lieblingsspielzeuge ein Orca, den man sogar mit in die Badewanne nehmen konnte. Außerdem hatte ich eine Box mit Dokumentationen über Wale, die man sich auf dem Computer anschauen konnte. Ich bin also schon immer ein Fan dieser faszinierenden Tiere gewesen und würde sie nun live und in freier Wildbahn sehen! Unglaublich! Da liefen gleich wieder ein paar Freudentränen 😂 Am Freitag, dem 11. Mai um elf Uhr sollte es losgehen!

Ich werde mich nie an dieser Kulisse sattsehen können

Vancouver im wunderschönsten Sonnenschein


Der große Tag
Aufgewacht bin ich an diesem Tag nicht nur mit Bauchkribbeln, sondern auch mit einem dicken Schnupfen 😑 Vielleicht hätte ich vernünftigerweise im Bett bleiben sollen, aber ich wollte alles andere als vernünftig sein! Es hieß, man solle sich wetterfeste Kleidung anziehen, also habe ich Sportklamotten getragen und mir vorsichtshalber trotz strahlendem Sonnenschein noch ein zweites Paar Socken und einen zweiten dicken Pulli zum drüberziehen eingepackt. Am einzigen freien Tag habe ich immerhin ein kleines bisschen des kostenfreien Frühstücks genießen können, bevor es dann pünktlich losging. Die Tour sollte um elf Uhr starten und das Check in endete um 10:15 Uhr. Also bin ich so losgegangen, dass ich um 9:30 Uhr vor Ort sein würde 😅 Die Whale Watching Station liegt auf Granville Island, von der ich auch schon einiges gehört hatte. Dorthin gelangt man über eine riesige Brücke. Leider habe ich mich auf dem Hinweg total verfranst und war wegen Halsschmerzen und fiesem Druck auf den Ohren kaum in der Lage, nach dem richtigen Weg zu fragen…zufällig habe ich ein Starbucks gefunden (erinnert ihr euch noch an die vielen vielen Starbucksstores, von denen ich euch berichtet habe?), wo man immer WLan hat. Dort habe ich mit Schrecken festgestellt, dass ich die ganze Zeit in die falsche Richtung gelaufen bin! Ohje! Schnell habe ich mich in die richtige Richtung aufgemacht und erleichtert festgestellt, dass Granville Island auf Google Maps viel weiter weg aussah. Denn der Eingang lag direkt neben dem Starbucks Store. Hier ein paar Impressionen des Örtchens:

Eingang zu Granville Island

Gelegen unter der Autobahnbrücke hat
Granville Island seinen ganz eigenen Charme



Ich denke, ich habe einen neuen Lieblingsladen 😁

Auch die Whale Watching Station war schnell gefunden und die Mitarbeitenden total nett. Ich checkte ein und hatte noch 30 Minuten Zeit, bevor es losging. Granville Island ist bekannt für seinen Public Market – eine riesige Markthalle, in der es so ziemlich alles zu kaufen gibt. Wunderschön. Ich habe allerdings zuerst einen Abstecher in den Laden MAKE gemacht, um mir für die Tour ein Cappie zu kaufen. Ich habe schon seit längerer Zeit nach einem gesucht, weil ich gern eines als Andenken an Vancouver hätte, bisher aber keines gefunden, das mir 100% zugesagt hat. In diesem Laden gab es allerdings zu viele schöne Caps, sodass ich mich nur schwer entscheiden konnte. Dank der Hilfe einer Mitarbeiterin bin ich dann doch fündig geworden und mit meiner neuen Errungenschaft zurück zum Whale Watching getigert.

Wild Whales auf Vancouver Island


Meine neueste Errungenschaft 😋👒

Dort dauerte es dann nicht lang, bis es losging. Als erstes stellte sich unsere Begleiterin vor – Jemma. Eine ziemlich coole Socke, die mit ihrer Begeisterung für Wale sofort die ganze Gruppe ansteckte 😄 Als erstes hieß es, in die wasserfesten Sicherheitsanzüge steigen. Jeder bekam einen und es wurden fleißig Fotos gemacht.

Unsere Anzüge...die Dinger haben
ordentlich warm gehalten 😂

Dabei geschah dann das Folgende.

Warum an diesem Tag nicht nur ein Traum in Erfüllung ging….sondern sich auch ein Alptraum erfüllt hat
Ich stand direkt neben dem Haupteingang, um umständlich in den großen Anzug zu schlüpfen, als neben mir eine Frau über die Eingangsstufe stolperte. Ich sehe es noch genau vor Augen, wie sie scheinbar in Zeitlupe fiel und dachte mir in dem Moment noch „Warum nimmt sie nicht die Hände vors Gesicht?“, diese hielt sie straff den Seiten des Körpers. Ich wollte ihr gerade aufhelfen, als ich etwas sah, das mich komplett lähmte. Als sie das erste mal den Kopf hob, lagen da plötzlich zwei Zähne. Das ist einer meiner Albträume, der häufig wiederkehrt: das mir einfach die Zähne ausfallen oder ausbrechen und nun war das dieser armen Frau passiert. Ich konnte mich nicht bewegen, weil ich Probleme hatte, das zu realisieren. Ein Teil in mir wollte ihr aufhelfen, unterstützen, aber ein großer Teil in mir sagte mir auch, dass das nicht real ist. Sie hob den Kopf ein zweites mal und zwei weitere Zähne fielen aus ihrem Mund. Nun waren endlich andere zur Stelle, die ihr aufhalfen und ins Geschäft brachten, damit sie sich setzen kann. Irgendjemand hatte auch ihre Zähne und Brille mitgenommen und alle anderen widmeten sich wieder ihren Anzügen. Aber ich konnte nicht aufhören, auf die Stelle zu starren, wo die Zähne lagen und hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Irgendwann kam eine ältere Dame zu mir und sagte mir, ich solle mich hinsetzen, weil ich wohl ziemlich weiß war. Sie hat mir geholfen und mit mir geredet, um mich abzulenken, was sehr geholfen hat. Aber dennoch hat dieses Erlebnis irgendwie den ganzen Tag in meinem Kopf gehangen. Zum einen der Gedanke daran, dass das, wovor ich Angst habe, wirklich passiert ist. Zum anderen, größeren Teil, das schlechte Gewissen, dass ich ihr nicht geholfen habe. Ich stand genau neben ihr und war unfähig, auch nur irgendwas zu tun. Das ist ein echt beschissenes Gefühl…

Zurück zum schönen Traum…
Okay, beiseite mit den doofen Gedanken und den Fokus auf das schöne legen. Denn an diesem großen Tag sollte sich auch zeigen, ob ich seekrank werde 😅 In der Mail zur Anmeldung stand, man solle Tabletten gegen Übelkeit mitnehmen. Das habe ich todesmutig mal ignoriert und bin (fast buchstäblich) ins kalte Wasser gesprungen 😂 Es hieß, im vorderen Teil des Bootes sei es am holprigsten, in der Mitte am nassesten und am Ende des Bootes am lautesten. Da ich als eine der letzten das 20 Personenboot bestiegen habe, blieb mir nur noch ein Platz in der vorderen Mitte. Und dann ging es auch schon los 😊 Rucksack und Kamera wurden in wasserdichte Plastiktüten verpackt, wir selbst wurden durch unsere Anzüge geschützt und mein Kopf durch mein neues Cap 😊 


Los geht's zu den Walen! 😍
Der Hafen von Granville Island
Schon beim Ablegen hat man eine tolle Aussicht 😊
English Bay

Wir schipperten gemütlich von Granville Island am English Bay vorbei, während Gemma sich kurz vorstellte und uns anschließend erzählte, dass man hier im Hafen häufig Robben, Adler, andere verschiedene Vögel und mit ganz viel Glück sogar Seelöwen oder Schweinswale sehen kann. Letzteres allerdings eher sehr selten. Kaum hatten wir den Hafen verlassen, legte das Schiff plötzlich ganz schön an Geschwindigkeit zu! Der Wellengang war sehr stark und spätestens jetzt sollte sich zeigen, wie seetauglich ich bin! 😯 Aber ich kam aus dem Lachen gar nicht mehr raus, weil es so viel Spaß machte, über die Wellen zu hüpfen 🚤💦 Das Pazifikwasser spritze uns alle klitschnass, aber jede einzelne Person hatte so viel Spaß, dass es einfach perfekt war. Es sollte zu einer der kleinen Inselgruppen um Vancouver Island gehen, wo in den letzten Tagen häufiger Orcas gesichtet wurden. Die Fahrt dorthin dauerte ungefähr zwei Stunden, die aber wie im Fluge vergingen. Es war einfach zu schön, die wärmende Sonne und das kalte Pazifikwasser im Gesicht zu spüren. 




Irgendwann wurde der Wellengang ruhiger und wir erreichten die Inseln. Gemma erzählte uns gerade, dass wir Ausschau nach Adlern halten sollten, als sich auch schon der erste zeigte! Ich war abgelenkt von der Schönheit dieser Gegend. Alles sah so aus wie im Katalog. Blaues Wasser, grüne Inseln, Natur, wo man hinschaute. Durch meinen vom Schnupfen vernebelten Kopf hatte ich wirklich Probleme, das ganze zu realisieren. 


Ankunft Vancouver Island






Unser erstes Ziel war eine kleine Sandbank, auf der sich Robben sonnten. Träge hoben einige von ihnen den Kopf, um zu sehen, wer da ihre Mittagsruhe störte. Einige spielten im Wasser und es hat sich sogar ein Seelöwe gezeigt! 

Im Vordergrund faule Robben, im Hintergrund die Fähre, die zwischen Vancouver und Victoria pendelt


Dann ging es auch schon weiter Richtung Orcas, als Gemma plötzlich aufgeregt von einer Buckelwalsichtung berichtete. Also sind wir spontan zu diesem Ort gefahren und haben gewartet. Und da war auch schon der feine Sprühnebel, den Buckelwale beim Auftauchen ausstoßen! Leider hat er nie so richtig seine Schwanzflosse gezeigt, wie es für diese Wale üblich ist, aber es war dennoch sehr beeindruckend, diesen Riesen zu sehen. Gemma erzählte, dass es in Kanada erlaubt sei, sich Walen bis zu hundert Meter zu nähern. In Amerika seien es 200 Meter. Da wir uns gerade genau auf der Grenze zwischen beiden Ländern befanden, sei es also eine Grauzone, in der wir uns bewegten. Diese Regelung entfiel allerdings, wenn sich das Tier freiwillig dem Boot näherte. Wir sahen den Wal noch ein paar Mal auftauchen, allerdings nie so richtig, deshalb brach Gemma hier die Sichtung ab, weil das Tier sich offenbar nicht so richtig wohlfühlte. Die Whale Watching Agentur hat es sich zum Ziel genommen, die örtlichen Forschungs- und Schutzverbunde zu unterstützen und jedes gesichtete Tier zu klassifizieren. Das gelang bei dem aktuellen Exemplar leider nicht, sie wollte es aber auch nicht erzwingen.


Warten auf den Buckelwal

Und da zeigt er sich auch schon!

Die typische Schwanzflosse beim Untertauchen.


 Zu den Orcas dauerte es nur 15, 20 Minuten. Der Sichtungsort zeigte sich vor allem durch die Boote der anderen Whale Watching Agenturen. Gemma berichtete, dass es eine Maximalanzahl an Booten gibt, die sich Walen nähern dürfen und wir wären vorerst das letzte Boot, bis eines der anderen den Ort verlässt. Wir waren noch nicht einmal richtig angekommen, als sich schon eine schwarze Rückenflosse zeigte! Diese war RIESIG!!! Es war so atemberaubend, so weit weg zu sein und doch deutlich zu sehen, dass dort ein Orca war! Wir näherten uns dem Ort und Gemma konnte schnell identifizieren, dass es sich um Stanley, Lucky und Sally handelte. Eine kleine Orcafamilie bestehend aus Sally, der Mutter, ihrem ausgewachsenen Sohn Stanley und ihren Kalb Lucky. Wir verbrachten ungefähr eine halbe Stunde mit den Walen, wobei sie sich auch sehr nahe an unserem Boot zeigten. In der Nähe waren auch Schweinswale, allerdings stehen diese auf der Speiseliste der Orcas, deshalb entfernten sich diese auch schnell wieder von dem Ort. 

Erste Sichtung. Allein an den Rückenflossen können Whale Watcher erkennen, um welche Exemplare es sich handelt
Neugierig näherten sich die Tiere unserem Boot 😍

Auf dem Weg zurück nach Vancouver war es sehr still an Bord. Alle hingen ihren Gedanken an diesem wunderschönen Erlebnis nach. Bevor wir wieder ins kanadische Gebiet fuhren, machten wir noch einen kleinen Abstecher an eine Sandbank, auf der es unzählige Seelöwen gab. Auch ein Adler wartete, bis wir einen guten Platz zum beobachten gefunden hatten und überflog dann die Szene. 

Faule Seelöwen 😂 Wenn sie sich nicht gerade in der Sonne aalen, schwimmen sie im angenehm kalten Pazifikwasser

Komodore. Diese Vögel gibt es wirklich überall 😊

Kurz vor Vancouver zeigte sich die Stadt noch einmal von ihrer schönsten Seite: Stanleypark links, Wolkenkratzer und blaues Pazifikwasser im Vordergrund und die drei Berge Grousemountain, Mount Seymour und Mount Strachan im Hintergrund. Zurück an Land bin ich durch die Hallen des Public Market geschlendert, habe dort das leckerste Putensandwich in der untergehenden Sonne genossen und der wunderschönen Musik eines Straßenkünstlers genossen, während die Möwen kreischend über uns hergeflogen sind. Der ganze Tag war wie ein einziger Traum und zurück im Hostel war ich so erledigt vom Tag, dass ich nur noch ins Bett gefallen bin und die Nacht zehn Stunden geschlafen habe, bis mich mein Wecker aus dem Schlaf gerissen hat – Arbeit. Zurück zur Realität. Ich denke, besser konnte ich den einzelnen freien Tag der Woche kaum nutzen.

Ankunft in Vancouver

Granville Island Public Market

Den Blick habe ich erst jetzt gesehen 😅 Sie hätte wenigstens lächeln können 😁

Energie tanken

Heimweg

Gute Nacht, Granville Island

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